Die Schlösser der CB500

Egal, ob PC26 oder 32, ob als verkleidete „S“ oder ohne Verkleidung: alle Varianten nutzen das gleiche, dreiteilige Schlosssystem. Es besteht aus dem Zünd-Lenkschloss, dem Sitzbankschloss und dem abschließbaren Tankdeckel. Achtung, das Zündschloss der Österreich-Version hat eine Parklichtstellung und ist mit Versionen anderer Länder nicht austauschbar.

Ab Werk sind diese drei Schlösser gleichschließend. Ausgeliefert wurde die Honda mit zwei identischen Schlüsseln sowie einer Schlüsselplakette aus Aluminium, die für Nachbestellungen einen Code enthält. Geht die Plakette verloren, ist der Code auch über Honda Deutschland nicht mehr erhältlich. Ersatzschlüssel können dann nur noch als Kopie eines vorhandenen Schlüssels gefertigt werden. Wer die Optik des Originalschlüssels erhalten will, kann dem Schlüsseldienst auch einen Originalrohling mitbringen. Erhältlich ist er bei Honda unter der Nummer 35121MN9611. Dabei handelt es sich um klassische Außenbahnschlüssel.

Rohling als Honda-Originalersatzteil

Mit seinem kombinierten Lenk-Zündschloss bietet die CB500 eine höhere Sicherheit als ältere Modelle mit einem separaten, seitlich angebrachten „Neimann“-Lenkschloss. Zudem ist es natürlich komfortabler, zumal das Abschließen sowohl bei nach links als auch nach rechts eingeschlagenem Lenker möglich ist. Elektronische Wegfahrsperren wie das jüngere H.I.S.S. von Honda bietet diese Generation aber noch nicht.

Oft steht man vor dem Problem, dass einzelne Schlösser defekt sind, aber nicht alle. Natürlich ist der Austausch auch einzelner Schlösser möglich. Allerdings können diese nicht, wie das z.B. bei vielen BMW möglich ist, gleichschließend zu den anderen Schlössern geliefert werden. Wer also weiterhin Gleichschließung möchte, kommt nicht um den Tausch aller Schlösser herum.

Zünd-Lenkschloss

Das Zündschloss, wie wir es vereinfachend nennen wollen, ist mit zwei so genannten Abreißschrauben unter der oberen Gabelbrücke montiert. Diese Schrauben besitzen im Neuzustand einen Sechskant, der das Einschrauben erleichtert. Unterhalb dieses Sechskants befindet sich aber eine dünne Sollbruchstelle. Bei Erreichen des vorgesehenen Drehmomentes reißt der Sechskant ab. Zurück bleibt ein pilzförmiger Kopf, der mit Werkzeugen nicht zu fassen ist. So verhindert der Hersteller, dass Schlösser von Dieben unterwegs ausgetauscht werden.

Abreißschrauben ohne Angriffsfläche für Werkzeug

Ein Austausch ist trotzdem möglich, dazu muss allerdings gebohrt oder gefräst werden, um dem Handwerkzeug wieder Angriffsfläche zu bieten. Das geht nicht im eingebauten Zustand (oder ist zumindest sehr schwierig), so dass man die obere Gabelbrücke in dieser Reihenfolge abbaut:

-Lenkerklemmung entfernen, indem die vier Plastikkappen entfernt und die darunterliegenden Inbusschrauben SW6 herausgedreht werden. Beim späteren Wiedereinbau darauf achten, die Böcke mit der Punktmarkierung nach vorn zu markieren. Die vorderen Schrauben müssen unbedingt fest angezogen werden, bevor die hinteren Schrauben eingedreht werden. Nur so kommt ausreichende Klemmung zustande!

-Klemmschrauben SW12 der Gabelbrücke lösen (sie müssen nicht komplett herausgedreht werden)

-Zentralmutter des Lenkschafts SW30 abschrauben –langer Hebelarm erforderlich, Vorsicht, dass der Tank nicht durch abrutschendes Werkzeug beschädigt wird.

-Instrumentenblock mit zwei Schrauben SW12 unter der Gabelbrücke abschrauben. Hierzu kann es bei der unverkleideten CB hilfreich sein, den Scheinwerfer zu lösen und die Schrauben mit einer langen Verlängerung zu erreichen.

Zurück zu den Abreißschrauben:

Man kann prinzipiell ein Loch bohren und eine etwas größere Nuss mit Außentorx (Vielzahn, XZN) hineinschlagen. Alternativ kann in das gebohrte Loch ein Linksausdreher geschraubt werden. Dieses kegelförmige Werkzeug verkeilt sich beim Linksdrehen im Schraubenstumpf und löst hoffentlich dabei das Gewinde. Ich habe die dritte Möglichkeit benutzt. Dazu muss mit einer Minibohrmaschine (Proxxon, Dremel oder ähnlich) und Trennscheibe ein Schlitz in den Kopf gefräst werden. Bitte unbedingt eine gewebeverstärkte Scheibe benutzen, da die Einfachscheiben in Sekundenschnelle wegbrechen. Eine Schutzbrille ist Pflicht!

Ist der Schlitz gefräst, verwende ich einen großen Schlitzschraubendreher mit Sechskant. Die Gabelbrücke wird im Schraubstock eingespannt. Den Schraubendreher mit einem Hammerschlag im gefrästen Schlitz verkeilen. Schraubendreher fest in den Schlitz drücken und Schraube per Maulschlüsseldrehung am Schraubendreher lösen.

Schraubenköpfe mit Trennscheibe eingekerbt, Ausdrehen per Schlitzschraubendreher
Alternativ bietet sich für Besitzer eines Schweißgerätes und Übung damit auch das Aufschweißen einer weiteren Schraube an. Das wird so z.B. in Werkstätten gemacht, da dort neben der Ausrüstung auch die Erfahrung im Umgang vorhanden ist.

Beide Schrauben mit Hilfsschraube durch schweißtechnik herausgeholt.
Die Schraube hat übrigens die Gewindemaße M8x23 mm, falls man aus irgendeinem Grund normale Schrauben verwenden will oder muss. Als Diebstahlschutz sollte man dann aber wenigstens Schrauben mit ungewöhnlichen Köpfen bevorzugen.

Abreißschraube als Neuteil, der Sechskant reißt beim Erreichen des vorgesehenen Drehmoments ab

Sollte das Schloss durch einen Unfall beschädigt worden sein, lohnt ein näherer Blick: der elektrische Teil des Schlosses, der dabei meist zerstört wird, kann einzeln abgeschraubt werden und ist auch als Ersatzteil erhältlich. Man muss in so einem Fall also nicht das Zündschloss selbst abschrauben oder auf die gewohnte Gleichschließung verzichten.

PC26 und 32 verwenden identische Schlösser, der elektrische Teil ist aber unterschiedlich. Bei der PC26 wird das Schloss über einen sechspoligen Stecker mit fünf belegten Kontakten angeschlossen. Die PC32 hat einen vierpoligen Stecker mit drei Kontakten. Den elektrischen Teil der einen Version kann man jedoch auf den mechanischen Teil der anderen Version umschrauben (drei Schrauben TX10).

Beim Wiedereinbau muss man darauf achten, dass der Bolzen des Lenkschlosses mit den entsprechenden Bohrungen im Lenkkopf fluchten muss. Man sollte also immer wieder prüfen, ob sich das Schloss verriegeln lässt, während man die Brücke montiert.

Der Tankdeckel

Vom Tankdeckel sind keine Einzelteile lieferbar. Es macht also wenig Sinn, z.B. den Schließzylinder ausbauen zu wollen. Stattdessen tauscht man den Deckel komplett. Honda-Tankdeckel sind am Umfang mit sieben Schrauben versehen. Im Fall der CB sind aber nur drei davon echte Befestigungsschrauben, nämlich die vorn in der Mitte und die beiden hinteren, links und rechts vom Scharnier. Sie haben das ungewöhnliche Maß M4x21 mit Inbus SW5 (Honda 90074MT4000). Vier weitere Schrauben mit gleichem Kopf und Gewinde M4x6 mm (Honda 90073MT4000) sind reine Zierschrauben, die an der CB –nicht jedoch anderen Honda-Modellen mit ähnlichem Tankdeckel- ohne Bedeutung sind.

Das Abschrauben der drei längeren Schrauben löst den Tankring vom Tank. Ist das Schloss aber defekt, kann man den verschlossenen Deckel dennoch nicht abnehmen, weil der Deckel im Tankstutzen und nicht im verschraubten Ring arretiert. Ist ein Öffnen des Schlosses also im Wortsinn „ausgeschlossen“, muss das Schloss geknackt werden. Ich glaube, ich erzähle potentiellen Bösewichtern nichts Neues, wenn ich erwähne, dass man das wie bei den Abreißschrauben oben im Text mit einem langen Schraubendreher und angesetztem Schraubenschlüssel tut.

Bevor man bei Schlössern, zu denen man eigentlich den passenden Schlüssel besitzt, rohe Gewalt anwendet, sollte man aber das Schloss großzügig mit Kriechöl behandeln. Gerade der Tankdeckel rächt sich für lange Nichtbenutzung manchmal mit Schwergängigkeit. Dann sollte man den Schlüssel gefühlvoll und ohne Gewalt hin- und herdrehen und dabei immer wieder kurz Druck auf die Vorderkante des Deckels ausüben. Zwischendurch immer wieder alle Ritzen mit Öl einsprühen. So mancher unbewegliche Deckel lässt sich doch noch zur Mitarbeit bewegen.

Das Sitzbankschloss

Der Schließzylinder ist nach Abnahme des linken Seitendeckels vom Rahmen sichtbar. Hierzu Inbusschraube SW5 ausdrehen, Deckel durch vorsichtiges Ziehen am Benzinhahnausschnitt vorn abziehen und hinten aus der Heckverkleidung ziehen.

Befestigt ist der Schließzylinder durch ein einfaches Federblech, das nach Aufklappen der Sitzbank von oben sichtbar ist. Man zieht es mit einer Flachspitzzange nach oben ab. Dreht man den Schließzylinder nun um 90° nach links, kann man den Seilzugnippel auf der Rückseite des Schließzylinders aus seiner Führung ziehen. Beim Wiedereinbau dreht man das Schloss in die gleiche Position und drückt den Seilzugnippel mit einem Schraubendreher in die Führung zurück. Schloss nun wieder 90° nach rechts drehen und mit aufgestecktem Sicherungsblech befestigen.

Was aber, wenn genau das Öffnen der Bank am fehlenden Schlüssel, dem gerissenen Seilzug oder einer defekten Verriegelung scheitert? Zunächst nimmt man den linken Seitendeckel ab, um Zugang zum Schloss zu bekommen.

Solange der Seilzug noch vorhanden ist, drückt man das vordere linke Ende der Sitzbank etwas nach oben und klemmt einen passenden Gegenstand darunter. Man erkennt nun, dass das Schloss mit der von oben aufgesteckten Blechklammer fixiert wird. Diese Klammer zieht man nach oben ab; das geht am Einfachsten mit einer so genannten Telefonzange, einer Art Spitzzange mit abgewinkeltem „Schnabel“. Man kann dann das Schloss zu sich herausziehen und durch Ziehen daran den Mechanismus auslösen. Er befindet sich unter der Bank direkt hinter dem Staufach.

Ist der Zug gerissen, geht man ebenso vor und sieht nach, ob das Zugende irgendwie per Zange zu fassen ist. Falls nicht, muss man versuchen, sich einen festen Schweißdraht so zurechtzubiegen, dass man damit den Haken der Verriegelung erreicht.

Hier wurde ein Draht zu einem passenden „Werkzeug“ gebogen.

Im gezeigten Beispiel ist der Zug nicht mehr in der Entriegelung eingehängt, so dass die Öffnung, in die sonst der Nippel eingehängt wird, frei ist. Sollte das nicht so sein, versucht man, hinter der Entriegelung einzuhaken.

Das Ende, mit dem man den Sitzbankhaken erreicht, muss zumindest 90° umgebogen werden. Man erreicht damit die Öse, in die sonst der Seilzugnippel eingehängt wird, und entriegelt durch Zug.

An dieser CB ist eine Lücke im Rahmen zu sehen, die offenbar nicht bei allen Modellen so ausgeprägt ist. Idealerweise führt man hier den Draht ein.

Zur besseren Sichtbarkeit ist die Platte des Riegels hier gelöst und angehoben.

Nicht irritieren lassen, der Punkt zum Einhängen ist nicht mittig unter der Bank, sondern deutlich näher am Schloss -siehe Bilder.

verkleidung_und_anbauteile/schloesser.txt · Zuletzt geändert: 2018/11/06 21:08 (Externe Bearbeitung)
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