Alternativ zu kompletten Kettenschmiersystemen kann man sich seinen Kettenöler auch modular ganz nach Bedarf zusammenstellen. Worauf bei den benötigten Komponenten zu achten ist und welche konkreten Beispiele erprobt wurden, soll in diesem Artikel behandelt werden.
Das Steuermodul ist das Herzstück eines jeden Kettenölers. Ohne weitere Änderungen am Tacho oder einem Reed-Kontakt am Rad lassen sich statt der der wegstreckenabhängigen Schmierung bei der CB500 jedoch nur intervallbasierte Systeme verwenden. Dies können z. B. folgende sein:
Als Stromversorgung ist unter der rechten Seitenverkleidung der Kabelbaum mit vielen Möglichkeiten zu finden. Zweigt man direkt vor dem Stecker zum Standlicht die Spannung ab, kann man das Motorrad auch mal im Stand laufen lassen.
Für circa 10€ (Mai 2015) erhält man das Intervall-Timermodul MK111 von Velleman (basierend auf dem IC NE555) als Bausatz. Gegen einen kleinen Aufpreis gibt es die Schaltung auch als VM136 fertig zusammengelötet. Ein Gehäuse (z. B. Kemo G026N) sowie eventuell ein paar Buchsen und Stecker müssen separat erworben werden (Mai 2015: ca. 7€).
Die Zeit eines Pulses von etwa einer Sekunde wird direkt abgedeckt. Die Zeit dazwischen, also der Pause, sollte jedoch im Bereich von etwa 10 Minuten liegen. Dies erreicht man über zwei kleine Modifikationen:
Der Digispark ist eine kleine Platine (16mm x 19mm) mit einem ATtiny85, welcher leicht über den integrierten USB-Anschluss und die Arduino-IDE programmiert werden kann. Dank „Open Source Hardware“ (Freie Hardware) kann der Digispark direkt für nur 2,20€ inkl. Versandkosten aus China (Stand: Mai 2015) bestellt werden. So ist es möglich, sehr schnell und günstig die Grundfunktionalitäten anderer Mikroprozessor-gesteuerter Kettenöler nachzubauen. Diese kann dann auch problemlos je nach Bedarf erweitert werden.
Ein 5V-Festpannungsregler (7..35V) ist direkt On-Board, sodass es direkt mit der Bordspannung betrieben werden kann. Für erweiternde Schaltungen werden die 5V auch ausgegeben.
Eine mögliche Realisierung ist der DigiOiler (Platine & Software). Hierfür kommen nur wenige Einzelteile für knapp 12€ (Stand: August 2015) hinzu. Er bietet eine intervallgesteuerte Kettenschmierung mit Regenmodus, dessen Einstellungen ohne zusätzliche Geräte geändert werden können. Da noch ein Steuerpin frei ist, könnte er aber auch noch um eine wegabhängige Schmierung ergänzt werden.
Die Pumpe muss ölbeständig sein, was prinzipiell mit benzinfest gleichbedeutend ist. Außerdem muss sie einen entsprechend hohen Druck aufbauen können, um das zähe Öl auch durch einen etwas längeren Schlauch pressen zu können. Ebenfalls sollte sie den Durchfluss blockieren, wenn sie nicht in Betrieb ist, damit das Öl insbesondere nach dem Abstellen nicht weiter laufen kann.
Eine einfache Radialpumpe funktioniert nicht, da sie auf schneller Drehung und daraus resultierender Fliehkraft beruht. Zum einen hindert das viskose Öl die Pumpe daran, sich überhaupt erst einmal schnell zu drehen, und haftet zudem sehr an den Flügel anstatt nach außen zu „fliehen“. Zudem verschließt sie das System nicht, womit das Öl nach Abstellen durch die Schwerkraft getrieben immer weiter läuft.
Der Tank muss ölbeständig sein, was prinzipiell mit benzinfest gleichbedeutend ist.
Überlicherweise sind drei Anschlüsse notwendig: einer zur Pumpe führend, einer zum Befüllen des Tanks und ein dritter zur Belüftung während des Betriebs und der Befüllung.
Das Öl kann wie bei den kommerziellen Systemen über eine Kanüle seitlich auf das Kettenrad aufgebracht werden. Die Fliehkraft transportiert es dann direkt auf die Innenseite der Kette.
Bild: Auslass am Kettenrad. Das Messingrohr kann gut versteckt montiert und die Richtung des Austritts gut vorgeben werden. Ein Stück Schlauch bringt das Öl direkt bis auf das Kettenrad ohne dabei einen festen Anschlag zu bilden.
Das Öl auf das Ritzel aufzutragen bietet Vor- und Nachteile. Die Effizienz sinkt zum Beispiel, da das Öl durch den kleineren Radius sowie der schnelleren Drehung schneller weggeschleudert wird. Dafür verschwindet jedoch der Zuleitungsschlauch sowie die Austrittsdüse selbst vollständig hinter Verkleidungsteilen.
Bild: Auslass am Ritzel. Ein Stück Schlauch bringt das Öl direkt bis auf das Ritzel ohne dabei einen festen Anschlag zu bilden.
Der Schlauch muss ölbeständig sein, was prinzipiell mit benzinfest gleichbedeutend ist. Silikonschlauch ist also ungeeignet, sondern es muss auf PVC-Schlauch zurückgegriffen werden. Einige Beispiele sind:
Abhängig von der Komponentenauswahl gibt es diverse Möglichkeiten des Anbaus. Je nach dem ist dabei nach Sichtbarkeit, Platz und Erreichbarkeit abzuwägen. Einige Beispiele sind hier zu sehen.
Bild: Steuermodul (Vellemann MK111 im Gehäuse Kemo G026N) im Sitzbankfach. Versorgungsspannung vom hinteren Standlicht.
Bild: Tank (Kavan 150ml) und Pumpe (Peristaltikpumpe) links hinter der Heckverkleidung auf einer kleinen Trägerplatte
Bild: Schlauchverlegung (Tygon® F-4040) rechts hinter Heck- und Seitenverkleidung
Da über die Pumpe immer eine weitestgehend konstante Menge abgegeben wird, spielt die temperaturabhängige Viskosität eine untergeordnete Rolle, sodass prinzipiell ganzjährig das gleiche Öl verwendet werden kann.