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cb500:kaufberatung [2010/05/05 16:37]
flyingbrick
cb500:kaufberatung [2018/11/06 21:08] (aktuell)
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 Zwar hatte Honda schon seit den 60er Jahren Zweizylinder mit ähnlichem Hubraum im Programm, darunter Mitte der 70er sogar eine „CB 500“, dennoch wurde die 1993er CB500 von Grund auf neu entwickelt. Honda-Vertriebsdirektor Wolfgang Murrmann ließ sich kurz zuvor noch zu der Bemerkung hinreißen, es werde bald keine Honda mehr unter 10.000 DM geben, doch der Markt verlangte nach einem bezahlbaren Motorrad für Ein- und Wiedereinsteiger. So entstand zum anfänglichen Verkaufspreis von 9260 DM (also etwa 4700 Euro) die CB500, Modell „PC26“. ​ Zwar hatte Honda schon seit den 60er Jahren Zweizylinder mit ähnlichem Hubraum im Programm, darunter Mitte der 70er sogar eine „CB 500“, dennoch wurde die 1993er CB500 von Grund auf neu entwickelt. Honda-Vertriebsdirektor Wolfgang Murrmann ließ sich kurz zuvor noch zu der Bemerkung hinreißen, es werde bald keine Honda mehr unter 10.000 DM geben, doch der Markt verlangte nach einem bezahlbaren Motorrad für Ein- und Wiedereinsteiger. So entstand zum anfänglichen Verkaufspreis von 9260 DM (also etwa 4700 Euro) die CB500, Modell „PC26“. ​
  
-Die Tatsache, dass der Motor keine Weiterentwicklung älterer Modelle, sondern eine völlige Neukonzeption war, machte die CB500 bis heute empfehlenswert. Mit vier Ventilen, über zwei obenliegende Nockenwellen und Tassenstößel betätigt, Wasserkühlung und Sechsganggetriebe ist die CB500 vergleichsweise modern. ​Wie man heute weiß, wurde der Motor für Laufleistungen bis 300.000 km konstruiert, so dass das Modell für Gebrauchtkäufer besonders interessant ist. Die Haltbarkeit des Antriebs ist der Grund dafür, dass die CB500 noch heute erste Wahl für Zweitbesitzer ist. Übrigens wurde der Antrieb quasi unverändert noch bis 2007 in der CBF500 verwendet -dort sogar abgasgereinigt nach Euro II-Norm.+Die Tatsache, dass der Motor keine Weiterentwicklung älterer Modelle, sondern eine völlige Neukonzeption war, machte die CB500 bis heute empfehlenswert. Mit vier Ventilen, über zwei obenliegende Nockenwellen und Tassenstößel betätigt, Wasserkühlung und Sechsganggetriebe ist die CB500 vergleichsweise modern. ​Dennoch bleibt die Technik überschaubar und eignet sich auch für Selbstschrauber. Doch wie man heute weiß, wurde der Motor für Laufleistungen bis 300.000 km konstruiert. Die Haltbarkeit des Antriebs ist der Grund dafür, dass die CB500 noch heute erste Wahl für Zweitbesitzer ist. Übrigens wurde der Antrieb quasi unverändert noch bis 2007 in der CBF500 verwendet -dort sogar abgasgereinigt nach Euro II-Norm
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 +Zitat "mo Motorrad Test 98": "Kein großes Hallo beim Stammtisch, dafür umso mehr beim Fahren (...) So etwas nennt man perfekte Ausgewogenheit."​
  
 Weitere Gründe für die CB500: eine bequeme Sitzposition für unterschiedlichste Fahrer (Sitzhöhe 780mm), sehr günstige Drosselung und Entdrosselung (34, 50 oder 58 PS für ca. 50 Euro Materialkosten) und eine bessere Verarbeitungsqualität im Vergleich zu Mitbewerbern. ​ Weitere Gründe für die CB500: eine bequeme Sitzposition für unterschiedlichste Fahrer (Sitzhöhe 780mm), sehr günstige Drosselung und Entdrosselung (34, 50 oder 58 PS für ca. 50 Euro Materialkosten) und eine bessere Verarbeitungsqualität im Vergleich zu Mitbewerbern. ​
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 Zuerst: welche CB soll es sein? 34 oder 58 PS, mit Verkleidung oder ohne?  Zuerst: welche CB soll es sein? 34 oder 58 PS, mit Verkleidung oder ohne? 
  
-Stufenführerscheinbesitzer haben keine Wahl: mehr als 25 kW/34 PS erlaubt der Gesetzgeber nicht. Im Fall der CB500 genügt das für rund 150 km/h; die fehlende Leistung vermisst man am ehesten beim Ausdrehen der Gänge während eines Überholvorgangs. Besser dran sind diejenigen, die keine Beschränkung der Fahrerlaubnis haben. Mittlerweile sind die Prämien der Versicherer so dicht beieinander,​ dass wirtschaftliche Argumente gegen die ungedrosselte Version fehlen. Für nur wenige Euro Mehrkosten im Jahr sind 58 PS -und damit gute 180 km/h- finanzierbar. Heute eher unbeliebt ist die mittlere 50PS-Version:​ sie entstand, weil die damalige Versicherungseinstufung "bis 50 PS" deutlich billiger als "über 50 PS" war. Inzwischen sind die Prämien für 50 und 58 PS in der Regel gleich. Aber egal, welche Leistung die Gebrauchte hat: da die CB nur über Ansaugstutzen und Hauptdüsen gedrosselt wird, ist ein Umbau auch in Eigenregie für 75 Euro Materialkosten möglich. Nicht im Gutachten stehen übrigens die unterschiedlichen Schieberfedern der 34- und der 50/​58-PS-Version. Mehr dazu [[motor_und_getriebe:​vergaser:​drossel|hier]]. Alternativ geht es günstiger mit Gebrauchtteilen oder bequemer, wenn die Werkstatt dem Umbau erledigt. Hinzu kommen Kosten für Abnahme (bei der Prüforganisation) und Eintragung (bei der Zulassungsstelle). Die Steuer kostet leistungsunabhängig 36 EUR pro Jahr (Stand 4/​09). ​+Stufenführerscheinbesitzer haben keine Wahl: mehr als 25 kW/34 PS erlaubt der Gesetzgeber nicht. Im Fall der CB500 genügt das für rund 150 km/h; die fehlende Leistung vermisst man am ehesten beim Ausdrehen der Gänge während eines Überholvorgangs. Besser dran sind diejenigen, die keine Beschränkung der Fahrerlaubnis haben. Mittlerweile sind die Prämien der Versicherer so dicht beieinander,​ dass wirtschaftliche Argumente gegen die ungedrosselte Version fehlen. Für nur wenige Euro Mehrkosten im Jahr sind 58 PS -und damit gute 180 km/h- finanzierbar. Heute eher unbeliebt ist die mittlere 50PS-Version:​ sie entstand, weil die damalige Versicherungseinstufung "bis 50 PS" deutlich billiger als "über 50 PS" war. Inzwischen sind die Prämien für 50 und 58 PS in der Regel gleich. Aber egal, welche Leistung die Gebrauchte hat: da die CB nur über Ansaugstutzen und Hauptdüsen gedrosselt wird, ist ein Umbau auch in Eigenregie für 50 Euro Materialkosten möglich. Nicht im Gutachten stehen übrigens die unterschiedlichen Schieberfedern der 34- und der 50/​58-PS-Version. Mehr dazu [[motor_und_getriebe:​vergaser:​drossel|hier]]. Alternativ geht es günstiger mit Gebrauchtteilen oder bequemer, wenn die Werkstatt dem Umbau erledigt. Hinzu kommen Kosten für Abnahme (bei der Prüforganisation) und Eintragung (bei der Zulassungsstelle). Die Steuer kostet leistungsunabhängig 36 EUR pro Jahr (Stand 4/​09). ​
  
 Als Naked Bike ist die Domäne der CB vornehmlich der Bereich bis 120 km/h. Gerade Landstraßen machen mit der 193 kg leichten CB mehr Spaß als mit manchem Big Bike. Ungemütlich wird es dagegen auf der Autobahn. Schon bei Richtgeschwindigkeit 130 bläst der Wind in Orkanstärke -wer keinen Ledernacken hat, denkt spätestens jetzt über Verkleidungen nach. Preiswerte Abhilfe bieten Scheiben wie die schon für 15 Euro erhältliche Puig-Scheibe (z.B. bei Polo, Detlev Louis oder HG). Sie wird am Scheinwerfer befestigt und nimmt den Winddruck vom Oberkörper,​ nicht aber vom Kopf. Dank ABE entfällt die Eintragung dieser Minimallösung. Teurer, aber effektiver sind Scheiben wie die von National Cycle, MRA oder Givi. Zu Preisen von gut 100 bis gut 150 Euro erhält man guten Windschutz, der bei manchen Modellen (z.B. National Cycle) dank Schnellbefestigung an heißen Sommertagen auch zu Hause bleiben kann. Die Befestigung erfolgt hier am Lenker. Einige wenige Cockpitverkleidungen z.B. von Five Stars oder Gimbel, sind ebenfalls mit ABE lieferbar. Kurzzeitig war von Honda auch eine Five Stars-Vollverkleidung lieferbar, die allerdings häufig Probleme durch einen qualitativ schlechten Scheinwerfer macht -hier lohnt bei Gebrauchtmaschinen ein kritischer Blick auf den Reflektor. Sportliche Naturen greifen direkt zur CB500S, deren Verkleidung bei angepasster Sitzhaltung auch längere Vollgasfahrten erträglich macht. Ein nachträglicher Umbau auf die S-Verkleidung ist übrigens nicht möglich, unter anderem wegen der fehlenden Halterung am Rahmen. Als Naked Bike ist die Domäne der CB vornehmlich der Bereich bis 120 km/h. Gerade Landstraßen machen mit der 193 kg leichten CB mehr Spaß als mit manchem Big Bike. Ungemütlich wird es dagegen auf der Autobahn. Schon bei Richtgeschwindigkeit 130 bläst der Wind in Orkanstärke -wer keinen Ledernacken hat, denkt spätestens jetzt über Verkleidungen nach. Preiswerte Abhilfe bieten Scheiben wie die schon für 15 Euro erhältliche Puig-Scheibe (z.B. bei Polo, Detlev Louis oder HG). Sie wird am Scheinwerfer befestigt und nimmt den Winddruck vom Oberkörper,​ nicht aber vom Kopf. Dank ABE entfällt die Eintragung dieser Minimallösung. Teurer, aber effektiver sind Scheiben wie die von National Cycle, MRA oder Givi. Zu Preisen von gut 100 bis gut 150 Euro erhält man guten Windschutz, der bei manchen Modellen (z.B. National Cycle) dank Schnellbefestigung an heißen Sommertagen auch zu Hause bleiben kann. Die Befestigung erfolgt hier am Lenker. Einige wenige Cockpitverkleidungen z.B. von Five Stars oder Gimbel, sind ebenfalls mit ABE lieferbar. Kurzzeitig war von Honda auch eine Five Stars-Vollverkleidung lieferbar, die allerdings häufig Probleme durch einen qualitativ schlechten Scheinwerfer macht -hier lohnt bei Gebrauchtmaschinen ein kritischer Blick auf den Reflektor. Sportliche Naturen greifen direkt zur CB500S, deren Verkleidung bei angepasster Sitzhaltung auch längere Vollgasfahrten erträglich macht. Ein nachträglicher Umbau auf die S-Verkleidung ist übrigens nicht möglich, unter anderem wegen der fehlenden Halterung am Rahmen.
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 +{{:​cb500:​dsc09917.jpg?​400|CB500}}
 +{{:​cb500:​p1020075.jpg?​400|CB500S}}
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 +//**Links: CB500 Modelljahr 1997** (Zubehör: Sturzbügel) ---------------------- **Rechts: CB500S Modelljahr 2001** (Zubehör: Gepäckträger)//​
  
 ===== Modell gefunden? ===== ===== Modell gefunden? =====
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 Typ „Reihenhaussiedlung“?​ Boah, ein Langweiler. Golf IV, Langhaardackel,​ CB500. Ätzend? Vielleicht. Aber dieser Vorbesitzer würde eher die rechte Hand opfern, als die eiskalte CB über 4000 Umdrehungen zu drehen. Schläft schlecht, weil der Luftfilter von Detlev Louis und nicht von Honda ist. Ganz ehrlich: hier -und nur hier!- schlage ich zu.  Typ „Reihenhaussiedlung“?​ Boah, ein Langweiler. Golf IV, Langhaardackel,​ CB500. Ätzend? Vielleicht. Aber dieser Vorbesitzer würde eher die rechte Hand opfern, als die eiskalte CB über 4000 Umdrehungen zu drehen. Schläft schlecht, weil der Luftfilter von Detlev Louis und nicht von Honda ist. Ganz ehrlich: hier -und nur hier!- schlage ich zu. 
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 +{{:​cb500:​unterlagen.jpg?​400|Unterlagen vom Neumotorrad}}
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 +//**Bild:** Das schafft doch Vertrauen: Alle Unterlagen, Bordwerkzeug und Schlüssel sind dabei!//
  
 ===== Wegen der Garantie zum Händler? ===== ===== Wegen der Garantie zum Händler? =====
    
  
-Seit der Reform des BGB 2002 hat der private Käufer gegenüber dem gewerblichen Anbieter grundsätzlich ​das Recht auf dessen Sachmängelhaftung. Einfach gesagt, haftet der gewerbliche Anbieter (das kann z.B. auch ein Pizza-Bringdienst sein, dem das Motorrad gehörte!) zwei Jahre lang für die Sachmängelfreiheit des Fahrzeugs. Er kann bei gebrauchten Fahrzeugen (oder anderen Waren) die Frist aber auf ein Jahr begrenzen. Ein Ausschluss dieser „Sachmängelhaftung“ ist sehr schwer durchsetzbar und führt oft dazu, dass wegen der Unwirksamkeit der Verkäufer die vollen zwei Jahre haftet statt, wie erhofft, gar nicht. Entdeckt der Käufer einen Mangel, geht man in den ersten sechs Monaten davon aus, dass dieser schon beim Kauf vorhanden war. Andernfalls müsste der Verkäufer das Gegenteil beweisen. Nach sechs Monaten gibt es die Beweislastumkehr:​ nun müsste der Käufer beweisen, dass der Mangel schon beim Kauf existierte. Das ist zumindest mit vertretbarem Aufwand kaum möglich. In der Praxis ist darum die Sachmängelhaftung des Händlers nur im ersten halben Jahr von Bedeutung. Viele Händler bieten dem Kunden eine „Gebrauchtgarantie“ an. Diese ist immer unabhängig von der Sachmängelhaftung. In der Regel wird sie durch eine Garantiegesellschaft,​ z.B. eine Versicherung,​ angeboten. Im Gegensatz zur gesetzlichen Sachmängelhaftung ist der Umfang frei verhandelbar. Nicht wenige Gesellschaften staffeln den Kostenersatz nach Kilometern, so dass z.B. bei mehr als 50.000 km nur noch 70% ersetzt werden, oder schließen ganze Baugruppen (z.B. Elektronik) ganz aus. Ebenso häufig hängt die Garantieleistung davon ab, regelmäßige (teure) Inspektionen beim Händler durchführen zu lassen -und muss dabei noch teure Wunderadditive verwenden. Dafür ist die Garantiezeit meist länger als die sechs Monate, die man beim Händler „auf der sicheren Seite“ ist. Generell kann man sich aussuchen, welche der beiden Möglichkeiten -Sachmängelhaftung oder Garantie- man in Anspruch nehmen will. Bei teureren Schäden sollte man sich u.U. vorab beraten lassen, da die falsche Entscheidung Verluste bedeutet. ​+Seit der Reform des BGB 2002 hat der private Käufer gegenüber dem gewerblichen Anbieter grundsätzlich ​den Anspruch ​auf dessen Sachmängelhaftung. Einfach gesagt, haftet der gewerbliche Anbieter (das kann z.B. auch ein Pizza-Bringdienst sein, dem das Motorrad gehörte!) zwei Jahre lang für die Sachmängelfreiheit des Fahrzeugs. Er kann bei gebrauchten Fahrzeugen (oder anderen Waren) die Frist aber auf ein Jahr begrenzen. Ein Ausschluss dieser „Sachmängelhaftung“ ist sehr schwer durchsetzbar und führt oft dazu, dass wegen der Unwirksamkeit der Verkäufer die vollen zwei Jahre haftet statt, wie erhofft, gar nicht. Entdeckt der Käufer einen Mangel, geht man in den ersten sechs Monaten davon aus, dass dieser schon beim Kauf vorhanden war. Andernfalls müsste der Verkäufer das Gegenteil beweisen. Nach sechs Monaten gibt es die Beweislastumkehr:​ nun müsste der Käufer beweisen, dass der Mangel schon beim Kauf existierte. Das ist zumindest mit vertretbarem Aufwand kaum möglich. In der Praxis ist darum die Sachmängelhaftung des Händlers nur im ersten halben Jahr von Bedeutung. Viele Händler bieten dem Kunden eine „Gebrauchtgarantie“ an. Diese ist immer unabhängig von der Sachmängelhaftung. In der Regel wird sie durch eine Garantiegesellschaft,​ z.B. eine Versicherung,​ angeboten. Im Gegensatz zur gesetzlichen Sachmängelhaftung ist der Umfang frei verhandelbar. Nicht wenige Gesellschaften staffeln den Kostenersatz nach Kilometern, so dass z.B. bei mehr als 50.000 km nur noch 70% ersetzt werden, oder schließen ganze Baugruppen (z.B. Elektronik) ganz aus. Ebenso häufig hängt die Garantieleistung davon ab, regelmäßige (teure) Inspektionen beim Händler durchführen zu lassen -und der muss dabei noch teure Wunderadditive verwenden. Dafür ist die Garantiezeit meist länger als die sechs Monate, die man beim Händler „auf der sicheren Seite“ ist. Generell kann man sich aussuchen, welche der beiden Möglichkeiten -Sachmängelhaftung oder Garantie- man in Anspruch nehmen will. Bei teureren Schäden sollte man sich u.U. vorab beraten lassen, da die falsche Entscheidung Verluste bedeutet. ​
  
 Der Privatanbieter verkauft dagegen fast immer „unter Ausschluss der Gewährleistung“. Platzt der Motor nach 100 Kilometern, haben wir Pech gehabt: „man steckt nicht drin“, behauptet der Verkäufer. Wirklich? Nun, wenn der Verkäufer vom klopfenden Geräusch aus dem Motor weiß, muss er darauf hinweisen. Ansonsten verschweigt er „arglistig“ und haftet trotz Ausschluss. Gleiches gilt für frühere Unfallschäden oder den falschen Tachostand. Nur beweisen muss man es können. Das fällt beim Ersthand-Motorrad leichter als bei „Everybodys Darling“ aus fünfter Hand. Hat man einen seriösen Ersthand-Verkäufer vor sich, kann der Kauf sicherer sein als beim Gebrauchthändler,​ der sich darauf herausreden könnte, nichts von der bösen Vorgeschichte gewusst zu haben. Billiger ist es von Privat ohnehin, da die Gewinnspanne,​ die Betriebskosten und die Rücklagen für die Sachmängelhaftung entfallen. Zumindest sollte der Händler die Mehrkosten dadurch rechtfertigen,​ dass er eine nicht nur halbherzige Inspektion vor dem Verkauf durchführt. ​ Der Privatanbieter verkauft dagegen fast immer „unter Ausschluss der Gewährleistung“. Platzt der Motor nach 100 Kilometern, haben wir Pech gehabt: „man steckt nicht drin“, behauptet der Verkäufer. Wirklich? Nun, wenn der Verkäufer vom klopfenden Geräusch aus dem Motor weiß, muss er darauf hinweisen. Ansonsten verschweigt er „arglistig“ und haftet trotz Ausschluss. Gleiches gilt für frühere Unfallschäden oder den falschen Tachostand. Nur beweisen muss man es können. Das fällt beim Ersthand-Motorrad leichter als bei „Everybodys Darling“ aus fünfter Hand. Hat man einen seriösen Ersthand-Verkäufer vor sich, kann der Kauf sicherer sein als beim Gebrauchthändler,​ der sich darauf herausreden könnte, nichts von der bösen Vorgeschichte gewusst zu haben. Billiger ist es von Privat ohnehin, da die Gewinnspanne,​ die Betriebskosten und die Rücklagen für die Sachmängelhaftung entfallen. Zumindest sollte der Händler die Mehrkosten dadurch rechtfertigen,​ dass er eine nicht nur halbherzige Inspektion vor dem Verkauf durchführt. ​
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 Checkliste optisch: ​ Checkliste optisch: ​
-  * Sturzspuren an Lenker, Hebeln, Instrumenten,​ Auspuff, Motorseitendeckeln/​Sturzbügeln oder Lackteilen? Besonders auf verbogene, ein- oder gar abgerissene Lenkanschläge des Rahmens achten, dies sind bereits TÜV-relevante Mängel und können auf weitere Rahmenschäden hindeuten!+  * Sturzspuren an Lenker, Hebeln, Instrumenten,​ Auspuff, Motorseitendeckeln/​Sturzbügeln oder Lackteilen? Besonders auf verbogene, ein- oder gar abgerissene Lenkanschläge des Rahmens achten, dies sind bereits TÜV-relevante Mängel und nicht legal instandzusetzenWeitere Rahmenschäden sind dann ebenfalls wahrscheinlich.
   * Kunststoffteile (besonders Seitendeckel und Tankblenden) eingerissen oder Befestigungen abgebrochen? ​   * Kunststoffteile (besonders Seitendeckel und Tankblenden) eingerissen oder Befestigungen abgebrochen? ​
-  * Ölverlust an Motor oder Gabel?  +  * Ölverlust an Motor (sehr selten) ​oder Gabel?  
-  * Reifenzustand (Profiltiefe mindestens 1,6 mm, Alter anhand der DOT-Nummer ermitteln, z.B. DOT2602 = 26. Woche 2002+  * Reifenzustand (Profiltiefe mindestens 1,6 mm), Alter anhand der DOT-Nummer ermitteln, z.B. DOT2602 = 26. Woche 2002. Achtung: Dreistellige DOT-Nummern wie 269 stammen aus dem vorletzten Jahrzehnt, in diesem Fall 26. Woche 1999! 
   * Kette vom Kettenrad abheben: ist das mehr als eine halbe Zahnhöhe möglich oder sind die Zähne spitz angeschliffen,​ muss der Kettensatz für EUR 100,- plus Montage neu. Die Kette sollte rostfrei, gefettet und leicht beweglich sein.    * Kette vom Kettenrad abheben: ist das mehr als eine halbe Zahnhöhe möglich oder sind die Zähne spitz angeschliffen,​ muss der Kettensatz für EUR 100,- plus Montage neu. Die Kette sollte rostfrei, gefettet und leicht beweglich sein. 
   * Chromteile picklig? Wir prüfen Scheinwerfer,​ Stoßdämpfer und (am wichtigsten!) Gabelstandrohre auf Rostpickel. Gabelstandrohre müssen 100%ig glatt sein, sonst werden die Dichtringe beim Einfedern beschädigt!). ​   * Chromteile picklig? Wir prüfen Scheinwerfer,​ Stoßdämpfer und (am wichtigsten!) Gabelstandrohre auf Rostpickel. Gabelstandrohre müssen 100%ig glatt sein, sonst werden die Dichtringe beim Einfedern beschädigt!). ​
-  * Motor mit Lackschäden?​ Hier erkennt man Winter- und Schlechtwetterbetrieb. Nicht schlimm, aber hässlich.  +  * Motor mit Lackschäden?​ Hier erkennt man Winter- und Schlechtwetterbetrieb. Nicht schlimm, aber hässlich
-  * Auspuffanlage:​ die Krümmer sind fast immer, der Auspuff nur gelegentlich rostig. Schönheitsfehler.  +  * Der vordere Motorhaltebolzen frisst gerne in den Leichtmetallaugen des Motors. Auf Rost und angebrochene Motorhalter untersuchen
-  * Tank innen rostig? Mit Taschenlampe (und niemals offenem Feuer!) prüfen. Rost setzt den Vergaser zu! +  * Auspuffanlage:​ die Krümmer sind fast immer, der Auspuff nur gelegentlich rostig. Schönheitsfehler. Krümmerunterseite auf Beulen untersuchen,​ oberes Krümmerende auf Durchrostungen und Risse
 +  * Tank innen rostig? Mit Taschenlampe (und niemals offenem Feuer!) prüfen. Rost setzt den Vergaser zu! Tanksanierung kostet 200 EUR plus Vergasersanierung -Finger weg!
   * Sitzbank rissig? ​   * Sitzbank rissig? ​
   * Gummiteile rissig? ​   * Gummiteile rissig? ​
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   * Seilzüge leichtgängig (kosten rund 30 Euro/​Stück)? ​   * Seilzüge leichtgängig (kosten rund 30 Euro/​Stück)? ​
   * Schlösser funktionsfähig (auch zentrales Lenkschloss) und gleichschließend? ​   * Schlösser funktionsfähig (auch zentrales Lenkschloss) und gleichschließend? ​
-  * Batterie geladen, Anlasser dreht kraftvoll (Wenn nicht: Batterie kostet ~50 Euro)? ​+  * Batterie geladen, Anlasser dreht kraftvoll (Wenn nicht: Batterie kostet ~30 Euro)? ​
   * Anlasser spurt ohne Geräusche ein und aus?    * Anlasser spurt ohne Geräusche ein und aus? 
   * Motor springt innerhalb von fünf Sekunden an (warm: ohne Choke, kalt: mit Choke)? ​   * Motor springt innerhalb von fünf Sekunden an (warm: ohne Choke, kalt: mit Choke)? ​
   * Motor dreht nach Anspringen rund und zumindest bei gezogener Kupplung ohne Nebengeräusche?​ Bei kaltem Motor sind im Leerlauf oft deutlich Geräusche der eingerückten Kupplung hörbar -ein Schönheitsfehler.   * Motor dreht nach Anspringen rund und zumindest bei gezogener Kupplung ohne Nebengeräusche?​ Bei kaltem Motor sind im Leerlauf oft deutlich Geräusche der eingerückten Kupplung hörbar -ein Schönheitsfehler.
   * Bei frühen PC26-Modellen gab es gelegentlich defekte Steuerkettenspanner. Selbstaustausch ist zu Materialpreisen um 75 Euro möglich, der Schaden äußert sich durch Rasseln der Kette. ​   * Bei frühen PC26-Modellen gab es gelegentlich defekte Steuerkettenspanner. Selbstaustausch ist zu Materialpreisen um 75 Euro möglich, der Schaden äußert sich durch Rasseln der Kette. ​
-  * Getriebe gut schaltbar (darf wegen der Ölbadkupplung beim Gangwechsel ​ein Geräusch machen)? ​+  * Getriebe gut schaltbar (darf wegen der Ölbadkupplung beim Einlegen des ersten Gangs aus dem Leerlauf ​ein Geräusch machen)? ​
   * Beschleunigung ohne Verschlucken (bei kaltem Motor nicht zu hoch drehen, da das Öl noch nicht voll schmierfähig ist)?    * Beschleunigung ohne Verschlucken (bei kaltem Motor nicht zu hoch drehen, da das Öl noch nicht voll schmierfähig ist)? 
-  * Bremswirkung vorn/hinten in Ordnung, keine Geräusche beim Bremsen? Hebel kehren in Ausgangsposition zurück? Bremsscheiben ohne Riefen? +  * Bremswirkung vorn/hinten in Ordnung, keine Geräusche beim Bremsen? Hebel kehren in Ausgangsposition zurück? Bremse löst nach Betätigung wieder? Bremsscheiben ohne Riefen? 
-  * Licht und Hupe in Ordnung? ​+  * Licht und Hupe sowie Killschalter ​in Ordnung? ​Die Lenkerschalter neigen im Alter zu Kontaktproblemen. Nicht schlimm, Kontaktspray hilft in den meisten Fällen.
  
  
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 ===== Fazit  ===== ===== Fazit  =====
  
-Ob Einsteiger oder Wiedereinsteiger:​ die CB500 ist mit ihren bis zu 58 PS ein Modell, dass den Spagat zwischen Einsteiger- und Mittelklasse beherrscht und dank etwas Abstand zur magischen 200 kg-Grenze auch alten Hasen und Häsinnen Spaß bereitet. Wer über das etwas biedere Styling hinwegsieht,​ bekommt ein Motorrad, das nicht nur wegen des Spritverbrauchs (4-6 Liter) und der Versicherungsprämien sehr wirtschaftlich zu fahren ist. Die Ersatzteilpreise liegen neu auf Japantypisch hohem Niveau, relativieren sich aber durch das üppige Angebot billiger Gebrauchtteile. Ganze Motoren kosten selten mehr als 500 Euro, eine Sitzbank ist schon für 30 Euro zu bekommen. Auch der Wartungsaufwand ist dank 12.000 km-Intervallen überschaubar. Aus der Reihe fällt das aufwändige Einstellen der Ventile, für das die Nockenwellen ausgebaut werden müssen -die Kontrolle erfolgt alle 24.000 km. Auch zu zweit sitzt man bequem auf der CB500, solange der Passagier kein Gardemaß erreicht. Mitbewerbern hat die CB ihre gute Verarbeitungsqualität (ausgenommen Chromteile) und den mit 58 PS agilen Motor voraus. Stufenführerscheinbesitzer finden kaum ein Motorrad, das so preiswert zu drosseln und entdrosseln ist. Wiedereinsteiger schätzen die Handlichkeit und den ausreichend starken Motor. Und Kurzbeinige freuen sich über 780 mm Sitzhöhe und Wespentaille,​ die die CB ab rund 1,60 Größe beherrschbar machen: Schließlich möchte nicht jeder Kurzbeinige automatisch Chopper fahren. Übrigens gibt es kürzere Federbeine zum Tieferlegen,​ z.B. von Hagon, um noch ein paar Zentimeter zu "​gewinnen"​.+Ob Einsteiger oder Wiedereinsteiger:​ die CB500 ist mit ihren bis zu 58 PS ein Modell, dass den Spagat zwischen Einsteiger- und Mittelklasse beherrscht und dank etwas Abstand zur magischen 200 kg-Grenze auch alten Hasen und Häsinnen Spaß bereitet. Wer über das etwas biedere Styling hinwegsieht,​ bekommt ein Motorrad, das nicht nur wegen des Spritverbrauchs (4-6 Liter) und der Versicherungsprämien sehr wirtschaftlich zu fahren ist. Die Ersatzteilpreise liegen neu auf Japantypisch hohem Niveau, relativieren sich aber durch das üppige Angebot billiger Gebrauchtteile. Ganze Motoren kosten selten mehr als 400 Euro, eine Sitzbank ist schon für 40 Euro zu bekommen. Auch der Wartungsaufwand ist dank 12.000 km-Intervallen überschaubar. Aus der Reihe fällt das aufwändige Einstellen der Ventile, für das die Nockenwellen ausgebaut werden müssen -die Kontrolle erfolgt alle 24.000 km. Auch zu zweit sitzt man bequem auf der CB500, solange der Passagier kein Gardemaß erreicht. Mitbewerbern hat die CB ihre gute Verarbeitungsqualität (ausgenommen Chromteile) und den mit 58 PS agilen Motor voraus. Stufenführerscheinbesitzer finden kaum ein Motorrad, das so preiswert zu drosseln und entdrosseln ist. Wiedereinsteiger schätzen die Handlichkeit und den ausreichend starken Motor. Und Kurzbeinige freuen sich über 780 mm Sitzhöhe und Wespentaille,​ die die CB ab rund 1,65 Größe beherrschbar machen: Schließlich möchte nicht jeder Kurzbeinige automatisch Chopper fahren. Übrigens gibt es kürzere Federbeine zum Tieferlegen,​ z.B. von Hagon, um noch ein paar Zentimeter zu "​gewinnen"​. So umgebaut, ist ein sicheres Fahren ab etwa 1,55 Körpergröße möglich.
  
 **Viel Erfolg bei der Suche nach "​Deiner"​ CB500!** **Viel Erfolg bei der Suche nach "​Deiner"​ CB500!**
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